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Der Doyen der österreichischen Phlebologie ist am 26. Jänner 2023 in seinem Wohnsitz in Altlengbach in Niederösterreich verstorben. Wir verlieren mit ihm einen ganz Großen seines Fachgebietes- einen begeisterten Forscher, einen souveränen Redner und Diskutanten, einen begnadeten akademischen Lehrer. Er hat Kollegen begeistert, er hat Kollegen inspiriert, sein Enthusiasmus war ansteckend.
Hugo Partsch wurde am 28.September 1938 in Wien geboren. Er studierte Medizin in Freiburg, Kiel und Wien und promovierte 1962 zum Doktor der gesamten Heilkunde. Seinen Turnus absolvierte er im Krankenhaus Lilienfeld in Niederösterreich, 1965 begann er die Ausbildung zum FA für Haut und Geschlechtskrankheiten an der Dermatologischen Abteilung des Wilhelminenspitals in Wien. Von 1970-1979 war er Oberarzt an dieser Abteilung. 1979 erfolgte seine Habilitation zum Universitätsdozenten an der Universität Wien. 1980 übernahm Hugo Partsch den Aufbau und die Leitung der Gefäßambulanz im Hanusch Krankenhaus in Wien. 1985 wurde er Universitätsprofessor. 1987 erfolgte seiner Ernennung zum Vorstand der Dermatologischen Abteilung im Wilhelminenspital, eine Stellung, die er bis zum Jahr 2000 innehatte.
Hugo Partsch hatte viele außerordentliche Begabungen.
Da war zunächst seine Fähigkeit wissenschaftliche Projekte unermüdlich voranzutreiben. Er war in vielem ein Pionier. In mehr als vierhundert wissenschaftlichen Veröffentlichungen bearbeitete er das gesamte Spektrum der Angiologie.
Eine weitere seiner hervorstechenden Fähigkeit war es Gleichgesinnte zusammenzubringen. Er war der Gründer und langjährige Vorsitzende der Arbeitsgruppe Phlebologie der ÖGDV, des Vorläufervereines der Österreichischen Gesellschaft für Phlebologie und dermatologische Angiologie. Darüber hinaus war er Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Angiologie und bis 2003 Präsident der International Union of Phlebology. Weiters war er ein aktives und geschätztes Mitglied vieler internationaler Konsensusgruppen und im Board mehrerer Fachzeitschriften.
2003 gründete er den International Compression Club, mit der primären Aufgabe medizinische Experten mit den Produzenten von Kompressionsbandagen, Strümpfen und Behelfen zusammenzubringen, um wissenschaftliche Erkenntnis bezüglich der Wirkungsweise von Kompressionstherapie zu fördern. All diesen Aktivitäten hat er sich mit dem ihm eigenen Elan gewidmet.
Ganz besonders aber war die Fähigkeit von Hugo Partsch Wissen weiterzugeben.
Er beschränkte sich nicht darauf im Rahmen seiner akademischen Lehrtätigkeit zu wirken und in seiner Zeit als Leiter im Hanusch Krankenhaus und im Wilhelminenspital vielen junge Kollegen eine erstklassige Ausbildung zu geben. Er organisierte als erster in Österreich Phlebologie Kurse in denen sowohl theoretisches als auch praktischen Wissen vermittelt wurde.
Als begeisterter Schifahrer wusste Hugo Partsch aber auch Fortbildung und Schifahren zu verbinden. Zuerst waren es die Tagungen in Oberlech die er organisierte, dann waren es die Wintertagungen- Venalpina genannt- in Zusammenarbeit mit den Kollegen aus der Schweiz. Wir verdanken diesen Winterfortbildungen nicht nur medizinischen Wissenszuwachs, sondern auch unvergessliche Winterfreuden in Schnee und Bergen.
Nicht unerwähnt darf in diesem Zusammenhang die Wiener Kompressionsschule bleiben, eine weitere Fortbildungsinitiative von Hugo Partsch. Hier wurde in kompakten Tagesworkshops sowohl Ärzten als auch Pflegepersonal neben theoretischen Grundlagen unterschiedliche Verbandtechniken Hands-on gelehrt.
Angesichts der Fülle seiner Aktivitäten muss meine Darstellung fragmentarisch bleiben. Hugo Partsch ist jedenfalls bis zu seinem Tod nicht müde geworden die Entwicklung der Phlebologie voranzutreiben. Umso schmerzlicher trifft es uns, dass er nun nicht mehr unter uns weilt.
Wir wollen ihm danken für seinen Enthusiasmus, mit dem er viele von uns mitgezogen hat, für seine Freigiebigkeit, mit der er sein Wissen geteilt hat und für seine Freundlichkeit, mit der er uns begegnet ist.
Requiescas in pace lieber Hugo!
Christiane Stöberl